Von Abt Vigeli Monn
Benediktinerkloster Disentis
So lautete das Motto des Jubiläumsjahres. Übersetzt: Beständigkeit im Voranschreiten.
Als Benediktiner geloben wir neben dem Gehorsam und dem klösterlichen Lebenswandel auch die Beständigkeit. Das bedeutet Beständigkeit am Ort und in der Gemeinschaft – konkret in der Klostergemeinschaft von Disentis. Der einzelne Mönch und die ganze Gemeinschaft stehen so in einer ständigen Herausforderung.
Wie können sich der Einzelne und die Gemeinschaft an diesem Ort unter den immer wieder neuen Gegebenheiten weiterentwickeln? So verlangt gerade die Beständigkeit eine bewusste Auseinandersetzung mit den Zeichen der Zeit. Nur so können wir auch in dieser Zeit einen Dienst für die Kirche und die Gesellschaft leisten. Und nur so finden wir auch einen Weg in die Zukunft. In diesem Sinne ist von der Klostergemeinschaft ein beständiges Voranschreiten in und mit dieser Welt verlangt.
Wie kann unsere Gemeinschaft an diesem Ort, in dieser Region einen Fortbestand haben? Dazu braucht es sicherlich den Mut, Neues zu versuchen, Ideen des Wandels in die Tat umzusetzen. In diesem beständigen Voranschreiten braucht es aber auch Fixpunkte und Konstanten.
Im benediktinischen Leben findet sich die wichtigste Konstante im regelmässigen Wechsel von Gebet, Lesung und Arbeit. Der Rhythmus, der dadurch in das monastische Leben kommt, ist von zentraler Bedeutung. Er gibt dem Einzelnen und der ganzen Gemeinschaft einen Halt und einen Sinn.
Wichtige Fixpunkte zeigen sich in den Werten, welche die Klostergemeinschaft pflegt und lebt. Hier seien nur einige stichwortartig genannt: Pflege des Gemeinschaftssinns, gelebte Gemeinschaft, Achtung der Mitmenschen und ihrer Fähigkeiten, aber auch ihrer Schwächen, gegenseitige Achtung der Generationen, sorgender Umgang mit Alten und Kranken, Wertschätzung jeglicher Arbeit und Tätigkeit, Sorgfalt im Umgang mit dem Besitz und den Dingen des Klosters, Bescheidenheit in den eigenen Bedürfnissen und Forderungen usw.
In diesem Spannungsfeld von Beständigkeit und Fortschritt wollen wir unser Jubiläum in einem bewusst bescheidenen Rahmen feiern. Wir wollen aber auch ein klares Zeichen setzen, dass wir ein offenes Kloster sind, indem das Erdgeschoss des Barockbaus als Zugang zur Kirche geöffnet wird und ein Restaurationsbetrieb für Besucher geplant ist.
