Kloster
Disentis

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Neu: Die Geschäftsleitung

Abt Vigeli Monn setzte auf den 1. Dezember 2014 für die Führung der wirtschaftlichen Belange des Klosters Disentis eine Geschäftsleitung ein:

  • Peter Binz, Vorsitzender
  • Pater Bruno Rieder, Dekan, Vertreter des Konvents
  • Dr. Bruno Hensler, Rektor Gymnasium und Internat
  • Silvio Bernasconi, Leiter Klausur- und Kulturzentrum
  • Andreas Isler, Leiter Liegenschaften und Bauprojekte 

Gerüstet für die Augaben der Zeit

Die Benediktinergemeinschaft feierte im Jahre 2014 unter dem Motto «Stabilitas in progressu» 1400 Jahre Ursprung Kloster Disentis. Getreu diesem Selbstverständnis rüstet sich das Kloster mit seiner neuen Organisationsstruktur für die Aufgaben der Zeit.

Auf dem Fundament der Regula Benedicti soll eine florierende Klostergemeinschaft die Werte mit Spiritualität und Gebet, Tradition, Weltoffenheit, Gemeinschaft, Gastfreundschaft, Nachhaltigkeit sowie Naturverbundenheit leben und pflegen. Durch das Gymnasium und Internat, das Klausur- und Kulturzentrum, das Kloster auf Zeit, die Landwirtschaft, die Klosterprodukte, das Klostermuseum sowie die Architektur werden diese Werte auch Aussenstehenden vermittelt.

1. Januar 2015: Die Neuorganisation bzw. die Geschäftsleitung «steht». Von links nach rechts: Dekan Pater Bruno Rieder,Peter Binz, Abt Vigeli Monn, Dr. Bruno Hensler, Silvio Bernasconi, Andreas Isler.

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Exerzitien

«Sich von Jesus fragen lassen»

Konventexerzitien vom 29. März – 1. April 2015

Auf der Fahrt nach Disentis ist schon manch einer durch das Navigationsgerät in eine missliche Lage geführt worden. So auch unser diesjähriger Exerzitienmeister, der am Samstagabend in Andermatt strandete und nicht über den schneebedeckten Oberalppass fahren konnte.

Oberalppass geschlossen

Im Kloster machten sich der Gastbruder und der Abt schon Sorgen. War unterwegs etwas passiert oder hatte der Abt einen falschen Termin angegeben? Glücklicherweise traf dann aber Pater Klemens Nodewald CSsR am Sonntagnachmittag wohlbehalten in Disentis ein. Ja, als Norddeutscher, der noch nie in der Schweiz gewesen sei, habe er gar nicht auf die Warnung des Abtes gehört, nicht Richtung Gotthard, sondern unbedingt über Chur zu fahren.

Redemptorist statt Benediktiner

Am Abend des Palmsonntages begannen dann planmässig unsere Konventexerzitien. Alle Mitbrüder waren gespannt auf den Exerzitienmeister, der diesmal kein Benediktiner, sondern ein Redemptorist war. Pater Klemens stellte sich vor und erzählte von seiner Arbeit als Gemeindemissionar, von seiner Tätigkeit als Gefangenenseelsorger und der Arbeit im Jugendkloster Kirchhellen in Bottrop. Dann begann er sogleich mit dem ersten von sieben Vorträgen zum Thema «Sich von Jesus fragen lassen». Die einzelnen Vorträge wurden jeweils am Schluss des Vortrages den Mitbrüdern schriftlich abgegeben. Für mich war das eine grosse Hilfe bei der anschliessenden Betrachtung. 

Folgende sieben Frange Jesu an uns/mich wurden vertieft:

1. Für wen hältst du mich?
2. Liebst du mich?
3. Was soll ich dir tun?
4. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders?
5. Wem hast du dich als Nächster erwiesen?
6. Kannst du nicht in der Stunde des Leids mit mir wachen?
7. Warum schlägst du um dich? 

Die Besinnung zum jeweiligen Text gab sicher jedem von uns genügend Impulse und Fragen für die persönliche Betrachtung. 

Dankbar verabschiedeten wir am Hohen Donnerstag dann Pater Klemens, der wieder in Richtung Köln fuhr, wo einige von uns kurz zuvor auf der Chortournee gewesen waren. Ein guter und fruchtbarer Austausch!

Abt Vigeli Monn

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Stille Tage für junge Menschen

«Bei Gott auftanken»

Stille Tage für junge Menschen (6. – 8. März 2015) – Rückblick einer regelmässigen Teilnehmerin

Die doch über zweistündige Reise nach Disentis hat sich jedes Mal gelohnt. Die Vorfreude auf die stillen Tage im Kloster ist bei mir gross. Zur Ruhe zu kommen, meine Gedanken zu ordnen, für diese Tage meinen schnellen und eher lauten Spitalalltag hinter mir zu lassen und einfach bei Gott aufzutanken.

Mein Lieblingsort ist die Marienkirche

Die Stille und das Verweilen bei Maria und vor dem Allerheiligsten helfen mir, tiefer ins Gebet zu kommen und auf die Stimme Gottes zu hören. Ich frage ihn oft: «Was möchtest du als nächstes von mir, dass ich für dich tue?»

Die Mahlzeiten werden schweigend gegessen

Trotzdem habe ich die Tischgemeinschaft sehr geschätzt, und es wurde mir wieder bewusst: «Man kann nicht nicht kommunizieren.» (Paul Watzlawick).

Das gemeinsame Stundengebet mit den Mönchen, die heiligen Messen und die Gespräche mit einem Pater haben mich für meinen Alltag und für die persönlichen Gebetszeiten zu Hause neu gestärkt und ich habe das Gefühl, einen Schritt auf meinem Glaubensweg weitergekommen zu sein. 

Flavia Aeschlimann

PS: Den Satz «Man kann nicht nicht kommunizieren» finde ich super! Ich habe mich jedoch kaum mit Paul Watzlawick auseinandergesetzt.

6. – 8. März 2015: geistliche Nahrung – und körperliche Nahrung.

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Kar- und Ostertage für junge Männer

«Neue Aspekte für mein persönliches Leben»

Kar- und Ostertage für junge Männer (2.-6. April 2015)

Da ich neugierig war auf neue spirituelle Erfahrungen, plante ich anfangs Jahr, die Ostertage an einem neuen Ort zu verbringen und österliche Spiritualität mit sportlichen Abenteuern zu verbinden.

Nach längerer Zeit in Rom und Abwesenheit im Kloster Disentis verspürte ich jedoch während einer Zugfahrt zu meiner Familie den starken Wunsch, an Ostern erneut nach Disentis zu gehen, und folgte dann diesem Gefühl. Es war dieses Jahr das vierte Mal, dass ich am Osterwochenende teilnahm. 

Impulse mit Mehrwert

Am Gründonnerstag kam ich im Kloster an und freute mich über die altbekannten und neuen Gesichter, mit denen ich die Tage verbringen durfte. Die Mönche bereiteten spannende Impulse vor, welche auf die spirituelle Thematik der Kar- und Ostertage eingingen. Vom Theologiestudium her waren mir die Themen nicht ganz fremd, doch ich entdeckte einen neuen Mehrwert in den Impulsen, da die spirituellen Erfahrungen der Mönche in die Auseinandersetzung mit den Kar- und Ostertagen einflossen.

Festlich und besinnlich, verräterisch und traurig, triumphal und hoffnungsvoll

Besonders sprachen mich auch die gottesdienstlichen Veranstaltungen an. Die Stimmung bewegte sich von festlich-besinnlich am Gründonnerstag hin zu Verrat, der Kreuzigung Jesu und der totalen Trauer am Karfreitag und zu einem triumphal-hoffnungsvollen Finale in der Auferstehungsfreude der Osternachtsmesse.

Die besondere Liturgie des Klosters offenbarte mir auch nach der vierten Teilnahme neue Aspekte für mein persönliches Leben. Die Spannweite der Stimmungen in der Liturgie, aber auch die existentiellen Erfahrungen Jesu sprechen mir direkt in mein Leben – im Studium an der Universität, beim Verdienen meines Lebensunterhaltes, bei schönen und bleibenden Lebenserfahrungen, aber auch Verlusten und Abschieden.

Wie Wasser in vertrocknete Erde

Die Spiritualität dieser Tage zeigte mir, wie Jesus in der Blüte seines Lebens stand, aber nicht auf sich selbst, sondern allein auf Gott vertraute, egal was kommen mag. In diesem Vertrauen investierte er sein Leben und schenkte durch sein Leben, Tod und Auferstehung eine Hoffnung und Freude, die von Neuem in meinen Alltag einsickert wie Wasser in vertrocknete Erde und so Leben gedeihen lässt. Mit dieser Hoffnung scheinen nicht nur Freudenmomente heller auf, sondern auch schwierige Momente lassen sich trostvoller durchtragen. Ich bin froh, dass ich die in Gemeinschaft erlebte Stille und Auferstehungsfreude in meinen Alltag hineinnehmen kann.

Pavel Zupan

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Besuch aus dem Tessin

«Das Kloster hinter dem Pass»

Ein Car voller Besucher – und voller Freude und Überraschung

Ich studiere seit Herbst Theologie in Lugano, wo ich im Priesterseminar des Bistums wohnen darf. Der jährliche Seminarausflug mit dem Freundes- und Gönnerkreis führte im Mai nach Disentis, in den Nachbarkanton.

Lugano – Bleniotal – Lukmanier – Tessin

Das Wetter war touristisch vorteilhaft, weil im Tessin Dauerregen und in Disentis zumindest trocken. «Schon wegen der schönen Anreise hat es sich gelohnt», meinte eine aus der Toskana stammende Frau zu den Landschaften auf der Fahrt via Bleniotal und Lukmanierpass. Und beim Eintreten in die Klosterkirche folgte allgemeines Staunen über die sich eröffnende Schönheit.

Verständigung aller Art

Dass Abt Vigeli eine Messe auf Italienisch feierte und anschliessend sprachgewandt durchs Kloster führte, machte den Gästen grosse Freude. Und das Gleiche galt – sicher gegenseitig – für die Begegnung mit der Klostergemeinschaft, im Mittagsgebet und beim Mittagessen: ein Reisecar voll Leute plus die Disentiser Klostergemeinschaft – und gefüllt ist die neue «Pilgerstube». Mit einem Mix aus Landes- und Zeichensprache und freundlichen Gesichtern konnte man kommunizieren. Und eine leichte Wanderung durch die Surselva bot den Seminaristen noch etwas – weiterhin trockene – Bergluft.

«Mein Kloster – meine Realität»

Mich freute es, den Mitstudenten meine Realität zeigen zu dürfen. Ihnen als zukünftige Pfarrer gaben das klösterliche Ora, Lege et Labora und die Spiritualität des heiligen Benedikt sicher vielfältige Anregungen. Und die Tessiner Begleiter verblieben meiner Einschätzung nach mit der Erkenntnis, dass das «Kloster hinter dem Pass» eigentlich ziemlich nahe und eine Pilgerreise wert ist.

Bruder Paul Tobler, Kloster Disentis 

25. Mai 2015: «Schon wegen der schönen Anreise hat es sich gelohnt.»

 

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Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Aufnahmefeier

Bericht aus dem Bündner Tagblatt vom 11. Mai 1015

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Jugendvigil

Mönchsschola, zwei Jugendchöre und das Plenum

Eine ganz spezielle Jugendvigil – am 15. Mai 2015

Über Christi Himmelfahrt fand in Disentis das Schweizer Kinder- und Jugendchorfestival statt – mit 1200 Kindern und Jugendlichen. Die älteren waren am Freitagabend zu einer stillen Stunde im Kloster, zur «Jugendvigil», eingeladen. Ca. 300-400 junge Menschen nahmen von 22.30-23.30 Uhr daran teil.

Abwechselnd sangen eine Mönchsschola der jungen Mönche des Klosters (erweitert mit jungen Männern), zwei Jugendchöre auf der Empore (Singknaben der St.-Urseren-Kathedrale Solothurn und Vokalensemble Incantanti Chur) sowie das Plenum verschiedene geistliche Werke – unter anderem einen Psalm – alle miteinander.

Dekan Pater Bruno Rieder las aus der Bibel vor (König Salomos Bitte um ein hörendes Herz) und sprach über das «Hören». (S. weiter unten).

Bruder Paul Tobler 

Veni Creator Spiritus

Eindrücke eines Teilnehmers an der Jugendvigil vom 15. Mai 2015 

Es ist kalt beim Einzug in die dunkle Klosterkirche. Die Mönchsschola, der auch ich angehören durfte, singt den uralten Hymnus «Veni Creator Spiritus» («Komm, Schöpfer Geist»). Dabei und bei den nachfolgenden gesanglichen Darbietungen der anderen Chöre überkommt mich der Gedanke, dass es wohl kaum einen angemesseneren Ort für eine solche Jugendvigil als ebendiese Klosterkirche gebe. Da ist kein geheizter Konzertsaal mit bequemen Sitzgelegenheiten, sondern eine auch im frühen Sommer noch empfindlich kühle Kirche mit einfachen Holzbänken. Aber gerade durch diese raue Umgebung, so scheint es mir, kommt die wahre Schönheit dieses Lobpreises Gottes erst voll zur Geltung. 

Ich als Sänger verschwinde in der grossen Kirche, der Gesang aber bleibt und entfaltet sich erst so richtig in diesem grossen Raum, in dem vor mir bereits jahrhundertelang gesungen wurde und, so Gott will, auch mindestens ein weiteres Jahrhundert lang gesungen wird. Ich als Sänger werde aber auch immer wieder zum Hörenden.

Gemäss Pater Bruno ist dann auch nicht etwa das Singen das verbindende Element zwischen Mönch und Chorsänger, sondern das Hören aufeinander (siehe Text unten). Und so höre ich, innerlich berührt von ihrer Schönheit, auch die verschiedenen anderen Gesänge, jeder mit seinem eigenen Charakter, und werde dann zum Schluss – beim Auszug der Mönchsschola – noch einmal selbst zum Sänger. Wir singen das feierliche «Salve Regina», das traditionell den Tagesablauf im Kloster beschliesst. 

An diesem Abend haben wir gesungen, doch Gott hat sich offenbart. Wenn in den Zuhörern nur ein Funke dieser göttlichen Schönheit Einlass gefunden hat, so war es nicht nur ein schöner, sondern auch ein gnadenreicher Abend.

Michael Meier

Ein hörendes Herz

Impuls von Dekan Pater Bruno Rieder an der Jugendvigil am 15. Mai 2015: Kinder- und Jugendchorfestival in Disentis

Liebe Jugendliche

Was ist die wichtigste Voraussetzung, um ein guter Chorsänger, eine gute Chorsängerin zu sein?

Obwohl ich kein Fachmann für solche Fragen bin, glaube ich: Das Wichtigste in einem Chor ist nicht die gute Stimme, sondern das gute Gehör. Was nützt die schönste Stimme der Welt, wenn jemand damit im Chor alle anderen übertönt oder stets einen Halbton tiefer oder höher als die anderen singt?

Als ich mit 27 Jahren ins Kloster eintrat, sang ich zum ersten Mal seit 12 Jahren wieder in einem Chor – im Chor der Mönche – mit. Die ersten Tage war ich unsicher, getraute mich noch nicht richtig, mitzusingen, aus Angst, falsch zu singen. Doch mit der Übung wurde die Stimme fester, bis mir plötzlich bewusst wurde: 

«Stopp, du hast ja vor allem Gefallen an deiner eigenen Stimme. Deshalb bist du zu laut, fügst dich zu wenig in den Chor der Mitbrüder ein. Und vor allem betest du gar nicht wirklich, weil dein Singen kein hörendes Singen ist.»

Seit dieser Zeit bemühe ich mich um ein hörendes Singen, ein Singen, das vor allem offen ist für die Gegenwart Gottes im Chorgesang.

Ein junger Mensch am Beginn des Erwachsenenalters. Das ist die Situation des Königs Salomo im Wort aus der Bibel, das wir soeben gehört haben. Nun kommen verantwortungsvolle Aufgaben auf ihn zu: in Beruf, Familie, im sozialen Verhalten. Viele einzelne Entscheidungen stehen an. Aber auch eine Grundentscheidung:

  • Was ist mir wichtig im Leben?
  • Nach welchen Massstäben möchte ich mein Leben gestalten?
  • Was braucht es, um im Leben glücklich zu werden? 

Diese Fragen stellen sich Salomo, als Gott ihm im Traum erscheint und ihn auffordert:

«Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.»

Was würdest du dir erbitten?

Obwohl ihr alle Chorsänger seid, denken wohl nur wenige von euch an eine Profi-Sängerkarriere. Deshalb würde auch kaum jemand um ein gutes Gehör bitten. Doch genau dies erbittet der junge Salomon von Gott: «Verleihe deinem Knecht ein hörendes Herz.»

Salomo erbittet von Gott keinen Besitz, nichts, was ihm durch äussere Umstände wieder genommen werden kann. Er erbittet sich etwas, was ihn unabhängiger macht von seinen eigenen Grenzen und Schwächen, etwas, was ihn über sich hinausgehen lässt und fähig macht für den Dienst an seinen Mitmenschen. Salomo erbittet sich ein hörendes Herz. Dieses hörende Herz braucht er, «damit er das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht».

Schauen wir hinaus in die Welt, in unsere Umgebung: Wie viel grauenhaft Böses tun Menschen anderen Menschen an. Und fast immer behaupten diese Menschen, sie stünden mit ihren Taten im Dienste eines höheren Ziels, im Dienste des Guten. Die Gabe, das wirklich Gute vom Bösen zu unterscheiden, ist also gar nicht selbstverständlich. Es ist die Gabe, sich nicht dem Mainstream anzupassen und nicht Mitläufer zu sein. Es ist die Fähigkeit, auf das eigene Gewissen zu hören, auf diese leise Stimme im Innern, mit der Gott zu mir spricht und mich lehrt, die Würde jedes Menschen zu achten. Denn jeder Mensch ist Bild Gottes.

Was braucht es an Voraussetzungen, um ein guter Benediktinermönch zu werden? Ihr ahnt es schon: ein gutes Gehör.

Das bedeutet überhaupt nicht, dass jeder Benediktiner eine Chance haben müsste bei der nächsten Staffel von «Deutschland sucht den Superstar». Der heilige Benedikt erwartet eine andere Fähigkeit, wenn er an den Anfang seiner Regel die Werte stellt: «Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters, und neige das Ohr deines Herzens.»

Die Benediktsregel beginnt also gerade nicht, wie man sich eine Regel vorstellt, nicht mit Verboten und Vorschriften. Sondern sie beginnt mit einer persönlichen Anrede, einer Einladung, in eine freundschaftliche Beziehung zu treten mit Christus. «Was könnte angenehmer klingen, liebe Brüder, als diese Stimme Christi, der uns einlädt?», schreibt der heilige Benedikt ein paar Zeilen weiter. Wer kein guter Zuhörer ist, kann auch keine tiefen Beziehungen leben. Er gibt dem anderen keinen Raum und kommt ihm so auch nicht wirklich näher. Dieser Andere ist für den heiligen Benedikt Jesus Christus, der im Wort der Heiligen Schrift spricht und der vor allem in jedem Mitmenschen begegnet.

Ihr seht, liebe Jugendliche, das Wichtigste nicht nur für einen Chorsänger, eine Chorsängerin ist ein gutes Gehör. Ein hörendes Herz vernimmt auch den Klang, der die Welt im Innersten erfüllt, die Stimme des Schöpfers der Welt. Ein hörendes Herz lauscht auf die Stimme des Gewissens und tut das Gute – trotz dem Lärm, den Gier, Egoismus und Anpassungsdruck produzieren.

Ein hörendes Herz hält Stille und Schweigen aus, damit auch das Du zu Wort kommen kann.

Dekan Pater Bruno Rieder, Kloster Disentis

15. Mai 2015: «Höre mein Sohn, auf die Lehren des Meisters, und neige das Ohr deines Herzens.»

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Salzburger Äbtekonferenz

«Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»
(Ps 22,1)

Ostertagung der Salzburger Äbtekonferenz vom 7. bis 10. April 2015 in Berlin

Immer in der Osterwoche treffen sich die Mitglieder der Salzburger Äbtekonferenz in einem der deutschsprachigen Länder. Vor zwei Jahren waren wir in Österreich, letztes Jahr im Elsass, dieses Jahr in Berlin und nächstes Jahr in der Schweiz.

Allein auf weiter Flur

Schon früh hatte ich im Internet nach geeigneten Flügen Ausschau gehalten und dann Hin- und Rückflug endlich gebucht. Nun stand ich im Zürcher Flughafen und hielt Ausschau nach weiteren Äbten, die ebenfalls den gleichen Flieger gebucht hatten. Wir hatten uns nicht abgesprochen, und so stand ich denn auch allein da. Der Flug von Zürich nach Berlin Tegel war bis auf den letzten Platz belegt – Ferienzeit!

Über 60 Äbte und Äbtissinnen, Prioren und Priorinnen

Nach der Landung die Fahrt mit Bus und U-Bahn in die Stadt hinein – Berlin Mitte, Hannoversche Strasse 5, Katholische Akademie in Berlin – und Bezug des Zimmers im Hotel Aquino, welches an die Katholische Akademie angebaut ist. Da insgesamt über 60 Äbte und Äbtissinnen, Prioren und Priorinnen angemeldet waren, musste ein Teil im benachbarten Hotel Dietrich-Bonhoeffer-Haus untergebracht werden. Gottesdienste und Chorgebet feierten wir in der Akademiekirche St. Thomas von Aquin. 

Am Abend des Ankunftstages sangen wir gemeinsam die Vesper. Dem anschliessenden Abendessen folgten dann die Treffen der einzelnen Kongregationen zum gegenseitigen Austausch.

Offizieller Auftakt mit Laudes und heiliger Messe

Am Mittwoch feierten wir zuerst die Laudes und die heilige Messe mit Abt Urban Federer von Einsiedeln. Nach dem Frühstück eröffnete Abt Theodor Hausmann von Augsburg als Vorsteher der Salzburger Äbtekonferenz die Ostertagung offiziell. Zu Beginn dankte er der Katholischen Akademie für ihre Bereitschaft, die Salzburger Äbtekonferenz aufgenommen zu haben.

Gottsucher und Atheisten

Das Thema unserer Tagung hiess: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Ps 22,1) – Von Gottsuchern und Atheisten».

Dazu gab es drei Impulsreferate mit anschliessender Diskussion:

  • Schwester Birgitta Louis, Venio/Prag: «Ursachen für Atheismus auch im Kloster – Gottsuche als immerwährende Chance»
  • Abt em. Berthold Heigl, Seittenstetten: «Immer muss etwas sterben, damit das Leben tiefer triumphiert (Marc Oraison). Persönliche Grenzerfahrungen als Herausforderung und Chance»
  • Direktor Joachim Hake: «Gespräch als Kulturleistung. Die Akademie und der ‹Vorhof der Völker› in Berlin 2013» 

Der Rest des Vormittages und der Nachmittag dienten dazu, in drei Einheiten jeweils mit den Referenten ins Gespräch zu kommen und über die Impulse und die daraus aufgekommenen Fragen zu diskutieren.

«Die Geduld umarmen. Gott suchen und aushalten (RB 7).»

Am Abend hatte die Akademie ein öffentliches Podiumsgespräch organisiert. Thema: «Die Geduld umarmen. Gott suchen und aushalten (RB 7)». Auf dem Podium sprachen Prof. Dr. Tomás Halik (Prag), Pater Prof. Elmar Salmann OSB (Gerleve) und Schwester Dr. Manuela Scheiba (Alexanderdorf).

Für mich waren besonders die Voten von Tomás Halik interessant, hatten wir doch kurz zuvor sein Buch «All meine Wege sind DIR vertraut. Von der Untergrundkirche ins Labyrinth der Freiheit», Verlag Herder, 2014, als Tischlesung gehört.

Berlin: 60% Atheisten, 8% Katholiken

Am Donnerstag feierte Prälat Dr. Stefan Dybowsky mit uns Laudes und heilige Messe. Nach dem Frühstück berichtete er über die Situation und das kirchliche Leben im Erzbistum Berlin. Es ist eine besondere Aufgabe, in einer atheistischen Stadt den Glauben zu leben und zu verkünden. Über 60% der Einwohner sind Atheisten, an die 8% sind Katholiken. Das sind ungefähr so viele wie Muslime. Der weitaus grösste Teil der Katholiken hat einen Migrationshintergrund.

Das Gespräch als Kulturleistung

Präsenz und Dialogbereitschaft zeigen, das sei ganz zentral – so lautete der Grundtenor. Es gehe nicht mehr um den Kampf gegen den militanten Atheismus, sondern vielmehr um eine Auseinandersetzung mit der völligen Irrelevanz des Religiösen. Wie bringen wir die Menschen dazu, über den Glauben zu sprechen und sich für dessen Inhalte zu interessieren? Das ist auch das grosse Anliegen des Direktors der Katholischen Akademie, Joachim Hake, wenn er von Gespräch als Kulturleistung spricht.

Nach diesen interessanten Ausführungen begann die eigentliche Arbeitssitzung der Salzburger Äbtekonferenz mit den Informationen über das Kolleg St. Benedikt in Salzburg sowie über das Institut für benediktinische Studien in Salzburg.

Ausflug in die DDR-Vergangenheit

Am Nachmittag wurden wir für den gewohnten Ausflug in die Abtei Alexanderdorf gefahren. Die Schwestern empfingen uns mit grosser Freude und luden uns sogleich zu Kaffee und Kuchen ein. 

Anschliessend führte uns Äbtissin Bernadette Pruss die wichtigsten Stationen in der Geschichte ihrer Gemeinschaft vor. Sie berichtete, wie es ihr und ihren Mitschwestern während der DDR-Zeit ging, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten. Doch auch die Wende brachte ganz neue Herausforderungen. Die wirtschaftliche Situation musste völlig neu gesichert werden, grosse Bau- und Sanierungsarbeiten mussten in Angriff genommen werden. Die Zahl der Schwestern sank, es gab weniger Neueintritte.

Äbtissin Bernadette dankte am Schluss ihres Referates ganz besonders auch den vielen Klöstern aus dem «Westen», die Alexanderdorf immer wieder unterstützt haben.

Bericht aus Rom

Abtprimas Notker Wolf, der auch an der diesjährigen Tagung der Salzburger Äbtekonferenz teilnahm, berichtete im Anschluss ausführlich über die Situation in San Anselmo. Er informierte über Bauvorhaben, über Personalwechsel und über das päpstliche Athenaeum.

Gemeinschaft als Glücksgefühl

Der schönste Teil des Besuches folgte, als wir gemeinsam mit den Schwestern in ihrer Kirche – einer umgebauten Scheune – die Vesper sangen. Die Vertrautheit der Gesänge, der Gesten und Riten. Jetzt waren wir eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern vor dem Herrn. Diese Gemeinschaft pflegten wir dann auch während des opulenten Abendessens, das wegen der grossen Anzahl der Gäste im Refektorium und im Speisesaal des Gästehauses serviert wurde. Nach der Komplet fuhren wir wieder in die Stadt und erhielten dabei durch unseren Buschauffeur eine Gratis-Stadtführung.

Generalversammlung mit Wahlgeschäft

Den Freitag begannen wir mit den Laudes und der von Abtprimas Notker gefeierten Eucharistie in der Kirche der Akademie. Nach dem Frühstück wurde die Arbeitssitzung vom Vortag mit dem Bericht der Vereinigung Benediktinischer Frauenklöster im deutschen Sprachgebiet weitergeführt. Die Tagung schloss mit der Generalversammlung der Salzburger Äbtekonferenz, die wiederum mit der Wiederwahl des Vorstandes (Vorsitzender Abt Theodor Hausmann, Augsburg; Erzabt Korbinian Birnbacher, Salzburg; Abtpräses Albert Schmidt, Beuron) endete.

Etwas Zeit für Berlin, etwas Zeit für mich

Da das Programm ziemlich dicht war, hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur wenige Möglichkeiten gehabt, die Stadt zu besichtigen. So das Bundestagsgebäude und das Brandenburger Tor, zudem die Grabstätten von Hegel, Fichte und Brecht am Dorotheenstädtischen Friedhof, gleich bei der Akademie um die Ecke.

Nun konnte ich ohne Zeitdruck durch die Stadt gehen und verschiedene Sachen anschauen. Was ich alles angeschaut habe, würde wahrscheinlich manche Leser interessieren, soll hier aber nicht aufgezählt werden. Ich genoss vor allem das Flanieren durch die Stadt, weniger die äusserst zahlreichen Museen.

In spe: «Benediktinerkloster – Haus Gottes und/oder Betrieb?»

Am späten Vormittag des Samstages fuhr ich dann gemeinsam mit Priorin Irene (Fahr), Abt Christian (Engelberg) und Pater Gregor (Fischingen) zum Flughafen Tegel. Wir hatten alle vier den gleichen Flug zurück in die Schweiz gebucht. Da sich der Abflug etwa um eine halbe Stunde verzögerte, kam ich erst nach 20 Uhr in Disentis an. Wieder war eine interessante Salzburger Äbtekonferenz mit sehr schönen Begegnungen und vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen zu Ende. 

Die Ostertagung 2016 wird im Lassalle-Haus in der Schweiz stattfinden. Thema wird sein: «Benediktinerkloster: Haus Gottes und/oder Betrieb?»

Abt Vigeli Monn

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Tista Murk

Commemorau Tista Murk era a Mustér

Omagi pil centenari el liug digl anteriur ed attaschau student claustral

Igl ei dign e da renconuscher grondamein ch’ins ei seregurdaus da Tista Murk – quei pionier e muossavia romontsch – pil centenari da sia naschientscha venderdis vargau era en Claustra a Mustér. Avon ei quei succediu a Müstair, Trun e Cuera – tut loghens, nua ch’igl undrau ha passentau ina veta plein activitad.

Tenor pader Urban Affentranger, anteriur rectur dalla Scola claustrala, ha Tista Murk frequentau da 1927–1932 la Scola claustrala. Siu scolast ton venerau da tudestg fuvi pader Maurus Carnot, da Samagnun. Sco student ha el fatg part ton dall’Academia tudestga da s. Culastia sco dall’Academia romontscha «Il curtin» (fundada 1920 da pader MaurusCarnot). El seigi restaus ina veta ora in bien amitg dalla Claustra, specialmein d’avat Victor Schönbächler, pader Ambros Widmer e pader Flurin Maissen.

Suenter la matura a Sarnen vess Tista Murk propi giu da daventar – tenor plan da famiglia sco 15avel e davos affon da quella – spiritual. Mo el ha preferiu da studegiar lungatgs e historia allas universitads da Friburg, Berna e Paris. – La veta da Tista Murk ei vegnida presentada tras in film ch’Arnold Rauch ha fatg sur dad el per Televisiun romontscha, mussond gest sco il multitalent plein slontsch Tista Mur era, viveva ed ageva.

Autur dil libret per l’opera «Raieta»

A fetg paucs eisi probabel enconuschent che Tista Murk ha scret il libret per l’opera «Raieta», ina figura mitologica. (Il num sez munti ton sco cristal, pia in crap che glischa). Concepius ei il cuntegn dall’opera – sco quei ch’il cumpetent specialist persuenter, Iso Camatin, ha constatau – staus sco in grond spitachel per ils 2000 onns Retoromania (1985). L’intenziun era ina «fusiun» denter il pievel roman, ussa dominonts en Rezia, e la populaziun preromana d’avon sigl intschess retic. Ils protagonists han fullau e mussau la via a quella unitad d’identitad retica-romana. 

Il grond giavisch digl autur era secapescha che quei festival (opera) dalla mitologia da fundaziun dalla Retoromania duei vegnir menaus si per 2000 onns mund retoroman. Mo ei ha buca duiu esser. Las instituziuns dumandadas per sustegn finanzial han tuttas dau canaster. Tenor Iso Camartin eri quella opera immens surcargada. El ha plidau d’in libret per ina opera nunpusseivla. Pli prudent fussi ei stau da seconcentrar mo sin quei ch’ei propi specific e simbolic – tuttacass sin bia pli pauc.

Opera – maina vegnida menada si

Claudio Simonet ha cumponiu en giuvens onns – sco el ha detg – l’opera «Raieta», e quei en cuort temps. Deplorablamein seigi quella maina vegnida menada si. Previu veva Tista Murk da dar ella dadens Zignau (Grepault) ni sur Trun (avon il rempar). La «Compagnia Rossini», nua che Claudio Simonet cooperescha era, ha interpretau – en connex cun la la commemoraziun per Tista Murk – zacontas parts dalla opera. Quellas ein era stadas dad udir a Mustér. E quei ha pariu a nus musicalmein dètg bein variau. Era tenor il cumponist cuntegn il libret massa caussas, stedi semidontas, ch’el hagi vestgiu en cuortas frasas, aschia che l’opera cuozi mo ca. ina ura. Tenor Claudio Simonet seigien daveras da constatar lien numerus aspects e tratgs universals dil grond spectrum dad investa ed activitad da Tista insumma.

Plascheivla scartira giubilara

Mario Pult, dalla Ligia Romontscha, ha buca mo beneventau sco editur responsabel dalla ovra «Tista Murk – mussavia e pionier rumantsch» – cumparida per ils 100 onns da sia naschientscha, mobein ha era presentau la scartira giubilara. Tista Murk ei – tenor Iso Camartin – staus in grond e meriteivel precursur dil moviment romontsch, plein iniziativa e vivacitad ed emplenius d’in spért che vuleva metter ton positiv ed autentic sco pusseivel pil pievel romontsch en ovra.

Secund ils editurs dalla scatira commemorativa per Tista Murk – La Chasa Jauna Val Müstair e la Ligia Romontscha – ei l’intenziun da quell’ovra stada da quaterdubla finamira: Render omagi a Tista Murk, renconuscher si’ovra, trer en memoria siu engaschi e descriver tgi che Tista Murk era e tgei ch’el ha tut fatg pusseivel. Alla arrundaziun da quei portret ha ina roscha collaboraturs e collaboraturas cooperau, mintgin cun aschuntar ina facetta speciala per in’activitad senza cal tier Tista Murk, sortenta da nundumbreivlas ideas che sburflavan viadora sco tontas fontaunas. Il cudisch illustrau ei veramein ina plascheiva publicaziun ed in dign omagi a Tista Murk per ses 100 onns.

Entginas prelecziuns, zacontas reminiscenzas, atgnadads e tipisaziuns da Tista Murk han concludiu a Mustér simpaticamein e familiarmein la sera da regord engrazieivel e meritau per Tista Murk.

Giusep Capaul

Iso Camartin dilucidescha finamira e cuntegn dalla opera «Raieta».

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Kongregationskaptitel

«Familientreffen» mit weltweiter Perspektive

Kongregationskapitel der Schweizer Benediktinerkongregation,
26. – 28. Mai 2015 in Fischingen TG

«Zu welchem Orden gehören Sie denn?» Wenn ich auf diese Frage wieder einmal Auskunft geben soll, dann antworte ich meistens nicht bloss: «Zu den Benediktinern.» Sondern ich füge hinzu: «Eigentlich sind wir Benediktiner gar nicht ein Orden wie die Franziskaner oder Jesuiten, der weltweit oder mindestens auf Länderebene zentral gelenkt wird. Als Benediktiner treten wir nicht in einen Orden ein, sondern in ein bestimmtes Kloster, zum Beispiel Disentis.»

Südtirol «gehört» zur Schweiz

Trotz dieser weitgehenden Autonomie jedes Benediktinerklosters leben wir nicht völlig isoliert. Fünf Klöster in der Schweiz (Einsiedeln, Disentis, Fischingen, Engelberg, Mariastein) und zwei im Südtirol (Muri-Gries, Marienberg) sind in der Schweizer Benediktinerkongregation zusammengeschlossen. Jährlich treffen sich die Äbte bzw. der Prior von Fischingen sowie ein gewählter Vertreter jeder Gemeinschaft vom Dienstag bis Donnerstag in der Pfingstwoche in einem der Mitgliederklöster zum sogenannten Kongregationskapitel. So reisten Abt Vigeli Monn und Pater Bruno Rieder dieses Jahr nach Fischingen ins Thurgauer Tannzapfenland. Als Gäste nehmen jeweils zwei Vertreterinnen der benediktinischen Frauenklöster in der Schweiz am Kapitel teil.

Die drei wichtigsten Herausforderungen

Das Kapitel steht unter dem Vorsitz von Abtpräses Benno Malfér. Dieser berichtete zunächst aus der weltweiten benediktinischen Familie, das heisst vom Austausch auf der jährlichen Präsidessynode und vom benediktinischen Hauptsitz und Studienort San Anselmo in Rom. Auf allen Kontinenten seien die Klöster mit den gleichen drei Hauptherausforderungen konfrontiert:

  • Besitzt eine Gemeinschaft qualifizierte Mitbrüder, die Leitungsaufgaben übernehmen können?
  • Ist die wirtschaftliche Situation des Klosters konsolidiert?
  • Führen die Mönche wirklich ein Gemeinschaftsleben statt nur im selben Haus zu wohnen? 

Neue Blüte statt Niedergang

Besonders bewegend war Abt Bennos Erzählen vom Zeugnis einer neugewählten Äbtissin in Brasilien. Sie übernahm ein aussterbendes Kloster, das sie jedoch innert kurzer Zeit zu einer neuen Blüte mit vielen Neueintritten führte. Und zwar mit den folgenden vier Massnahmen:

  • im Zentrum des klösterlichen Lebens steht die Gegenwart Christi im Gottesdienst
  • alle Schwestern bilden sich spirituell-theologisch weiter
  • das Gemeinschaftsleben wird sorgfältig gepflegt
  • jede Schwester bekommt eine Verantwortung für das gemeinsame Leben zugeteilt (die Äbtissin selber übernahm die Verantwortung für die Reinigung der Gänge). 

Wo der Schuh drückt

Am meisten Raum in den Beratungen nehmen die Berichte aus den Klöstern ein. Die schriftlichen Berichte der Äbte werden vorgängig allen Teilnehmenden zugestellt. Am Kapitel ist Gelegenheit für Ergänzungen, Nachfragen, Austausch über gemeinsame Herausforderungen. Zum Beispiel beschäftigt mehrere Klöster, wie sie ihr Gymnasium finanziell tragbar weiterführen können. Einige Klöster versuchen ihre Situation (weniger Mönche, die zunehmend älter werden) im Lichte biblischer Bilder zu verstehen und daraus geistliche Perspektiven zu gewinnen. Ein Kloster beschrieb sich mit dem Bild des Exodus, ein anderes mit dem des Exils des Volkes Gottes im Alten Testament.

Disentiser neu im Kongregationsrat

  • Nur alle sechs Jahre ist das Kongregationskapitel ein Wahlkapitel: Es werden alle Ämter und Gremien neu bestimmt. Abtpräses Benno Malfér, Muri-Gries, erklärte nach drei Amtsperioden seinen Rücktritt. Zum neuen Abtpräses wählte das Kapitel Abt Christian Meyer, Engelberg.
  • Sein Stellvertreter (erster Assistenzabt) ist wie bisher Abt Peter von Sury, Mariastein.
  • Zweiter Assistenzabt ist neu Abt Markus Spanier, Marienberg.

Der Abtpräses und die beiden Assistenzäbte bilden zusammen mit zwei gewählten Delegierten den Kongregationsrat; gewählt wurden Pater Beda Szukics, Muri-Gries, und Pater Bruno Rieder, Disentis. Aus dem Kreis des Kongregationsrates kommen zugleich die Visitatoren, die zu zweit jedes Kloster alle fünf Jahre besuchen, um es in seiner Berufung und Sendung zu stärken.

Föderalismus und Subsidiarität

Der vorstehende Bericht zeigt: Die Schweizer Benediktinerkongregation funktioniert tatsächlich sehr schweizerisch, das heisst: Die Prinzipien des Föderalismus und der Subsidiarität haben Vorrang; zugleich pflegt man die freundschaftliche Verbundenheit – auch über die Landesgrenzen hinaus.

Pater Bruno Rieder

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Oblaten

Das offene Herz Gottes

Besinnungswochenende der Disentiser Oblaten vom 4. bis 7. Juni 2015:  Letztes Jahr trafen sich vom 13. bis 15. Juni erstmals elf Disentiser Oblaten und Oblatinnen, begleitet von Dekan Pater Bruno Rieder und Bruder Martin Hieronymi, zu einem Besinnungswochenende. Damit auch die Oblatinnen ganz am klösterlichen Leben teilnehmen konnten, begab sich die Gruppe ins Dominikanerinnenkloster St. Peter in Bludenz, Vorarlberg. Ein Oblaten-Novize berichtet von seinen Erfahrungen.

Was wird Pater Bruno wohl zum Thema «Das offene Ohr Gottes» sagen? Schien es mir doch selbstverständlich: Wenn wir zum Vater im Himmel beten, hat er sicher ein offenes Ohr für unsere Anliegen – so wie bei der Umkehr des verlorenen Sohnes.

Doch insgeheim dachte ich auch, der spirituelle Weg ist, wie so oft, ganz anders als man denkt.

So begann der erste Impuls schon mit einer kleinen Überraschung. Das Thema hiess definitiv «Das offene Herz Gottes». Ein Unterschied war das für mich persönlich schon. Gott in seinem Herzen ansprechen ist doch eine etwas tiefere Angelegenheit als nur hoffen, «er wird mich schon hören». Vergessen wir nicht allzu schnell, ob unser Beten Gott in seinem Herzen wirklich auch anspricht und nicht zu einem Plappern wird (Mt 6,7)? 

Beziehung zu Gott – Beziehung zu Menschen

Im Laufe des Wochenendes wurde mir immer klarer, was das wirklich heisst, im Gebet mit Gott in Kontakt zu sein – auch mit dem Herzen. Es ist wie in einer Beziehung zu einem Menschen. Wir nehmen, vielleicht zuerst oberflächlich Kontakt auf, und je nach Worten, Gestik und Haltung wird die Beziehung näher, vertiefter, liebevoller, sinnvoller. Dies aber nur, wenn wir es uns eingestehen, beachten, gefühlsmässig zulassen, annehmen, nicht verplappern.

Die Gebetshaltungen des heiligen Dominikus

Pater Bruno zeigte uns die Hilfestellungen, die uns der heilige Dominikus mit seinen berühmten neun Gebetshaltungen hinterlassen hat. In seinen Interpretationen spürte man, da ist ein Pater, der es erfahren hat, wovon er spricht. Es war für mich das Verinnerlichte von Pater Bruno, das für mich glaubhaft und inspirierend für mein eigenes Gebetsleben wurde.

Körperliche und innerliche Bereitschaft

Mit diesen Haltungen, sofern sie nicht einfach nur gemacht werden, können wir uns empfänglich, körperlich bereit machen, und uns innerlich, mit unserem Herzen auf das Gegenüber, auf Gottes Gegenwart einstellen. Unser Herz kann erst dann wirklich offen und bereit sein, wenn wir auch äusserlich mit unserer körperlichen Haltung bereit sind. Heisst das nicht auch, dass wir uns bei jedem Gebet immer zuerst mit einem tiefen Bewusstsein körperlich disponieren müssen, dürfen, um uns Gott hinwenden zu können?

«Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!»

Die Gegenwart Gottes ist uns gewiss, aber wir müssen auch etwas dafür tun. Heisst es doch „... und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!“ (Ps 51,13) 

Erst wenn wir uns auch mit dem Körper, nicht nur mit dem Geist, bereit machen, können wir mit unserem Herzen hören, was Gottes Geist will. Die kniende Haltung z.B. bei der Kommunion mit Hilfe der Kommunionbank vor dem Altar wurde so wie selbstverständlich, ja sogar notwendig! 

Stundengebete mit Harfenbegleitung

Das neu renovierte Kloster St. Peter in Bludenz mit seinen nur fünf Nonnen hat bei mir stark nachgehallt: die Ernsthaftigkeit und Fröhlichkeit, das Einfache und Schöne, die Grösse und die Details, der Lärm (von der Strasse) und die Stille, die vielen einfach mit Pflanzen geschmückten Statuen in den Gängen.

Eindrücklich die Stundengebete mit der Harfenbegleitung, sie ermuntern mich, beim Psalmenbeten zu Hause auch Pausen einzulegen und den Text nachklingen zu lassen. Wohltuend, irgendwie liebevoll, empfand ich die Stundengebete, in denen auch «Der Engel des Herrn» gebetet wurde.

Mit der Messe in der Hauskapelle am Dreifaltigkeitssonntag kamen wir einander noch näher. Wir waren unter uns, durften persönliche Anliegen in der Fürbitte ausdrücken und mit dem Priester und Oblaten Theophil Schnider, der mitzelebrierte, wurde das Gefühl der geschwisterlichen Glaubensgemeinschaft noch mehr betont. Es war wirklich ein schönes Wochenende, etwas, das in der Schlussrunde stark zum Ausdruck kam.

Fortsetzung – hoffentlich

Die gelebte Gemeinschaft, das Austauschen von Freud und Leid, die Zufriedenheit aller, die begeisternde Klosterbesichtigung mit Schwester Maria, die Stille bei Tisch, aber auch die guten Gespräche und die tiefgründigen Impulse gaben einander das Gefühl, wir sind auf dem rechten Weg. Alle waren sich einig, und Pater Bruno liess es auch durchblicken, dieser Anlass benötigt eine Fortsetzung.

Leider musste Bruder Martin schon am Sonntagmorgen nach dem Frühstück abreisen, er durfte die Priesterweihe seines Freundes in Neuhausen mitfeiern.

Im Namen aller, ein herzliches Dankeschön! Pater Bruno für die tiefgründigen Impulse und Bruder Martin für die gute Organisation, vor allem aber für das brüderliche Zusammensein

Peter Böhringer

Vorschau

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Nationaler Wandertag Disentis

Alte Wege neu entdecken

Nationaler Wandertag in Disentis: am 12. September 2015

Die «Schweizer Familie» lädt ein: zum 8. nationalen Wandertag.

Schauspieler Stefan Gubser, Bandleader Pepe Lienhard und Ex-Mister-Schweiz und Biobauer Renzo Blumenthal laden ein: zum Mitwandern.

Drei unterschiedlich lange Touren laden ein: die längste führt über alte Säumerpfade und dauert vier Stunden.

Das Kloster Disentis lädt ein: zum kostenlosen Besuch seines Museums.

Mehr Informationen

Cadi, ich komme

Blog von Thomas Widmer

Heute geht es in die Cadi, in das Haus Gottes. Nein, nein, keine Angst - ich liege nicht im Sterben! Die Cadi, mit Betonung auf der zweiten Silbe, ist eine alte Landschaft, die über gut 1000 Jahre kirchlich und weltlich definiert war: das Gebiet von Brigels bis zum Oberalppass, also die obere Surselva mit dem Kloster Disentis als Mittelpunkt.

Ich reise für die «Schweizer Familie» hin, in deren Auftrag ich auch heuer die Vorschau auf den «Schweizer Familie»-Wandertag schreibe. Am Vormittag treffe ich den Chef von Sedrun-Disentis Tourismus und wandere mit ihm die eine der drei Strecken ab, die am Wandertag im Angebot sein werden. Das dauert nicht allzu lange, gut zwei Stunden. Und am frühen Nachmittag führt mich der Pater Pirmin, den kennenzulernen ich mich freue, durchs Kloster. Das wird ein ereignisreicher Tag.

widmerwandertweiter.blogspot.ch 03.06.15

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Hora Benedicti: die neue App

Der heilige Benedikt auf iPhone und Android

Die Regula Benedicti: Tag für Tag ein Abschnitt und ein Impuls

Die Regula Benedicti, die «Benediktsregel» begleitet Sie jetzt auf Schritt und Tritt. Nämlich als App für iPhone und Android.

Die Idee

Tag für Tag kann man sich nicht nur einen Ausschnitt aus der Regula Benedicti zu Gemüte führen, sondern auch die Gedanken, die sich Äbte, Mönche, Bischöfe, Philosophen, Wirtschaftsführer und weitere Persönlichkeiten gemacht haben und als «Impulse» vermitteln.

Die Exklusivität

Es gibt Millionen von Apps. Diese ist nicht einfach eine weitere, sondern eine ganz und gar einzigartige.

Die Inhalte

Einführung:

  • eine Einführung über «ora et labora» bzw. «ora et lege et labora», siehe auch Titelgeschichte in diesem Heft
  • eine Einführung zur Hora Benedicti
  • eine Einführung zur Regel des heiligen Benedikt 

Inhalte:

Zusatz:

  • «Meine Favoriten»
  • «Meine Klöster» 

Verschiedenes:

  • Impressum
  • Einstellungen 

Der Flyer als PDF-Download: Hier klicken.

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