Herzliche Gratulation!
Für 31 Maturakandidatinnen und -kandidaten ging am 9. Juni 2015 ihre Bildungskarriere am Gymnasium & Internat Kloster Disentis zu Ende.
30 Schülerinnen und Schüler durften am Abend im Peter-Kaiser-Saal ihre Maturazeugnisse von Rektor Dr. Bruno Hensler in Empfang nehmen. In seiner traditionellen Dankes- und Segensandacht gab Abt Vigeli Monn den Maturae und Maturi seine Gedanken mit auf den Weg. Er hielt dabei nicht nur kurz Rückschau und bedachte, wie aus den «Kleinen» und «Süssen» der 1. Klasse junge Erwachsene geworden sind. Er lenkte den Blick auch in die Zukunft – auf Perspektiven, Überraschungen und Fährnisse, die sich auf dem Lebensweg einstellen werden.
Die gesamte Lehrer- und Schülerschaft gratuliert den Maturanden 2015 zu ihrer Leistung und wünscht für den kommenden Studiums- und Berufsweg alles Gute auf dem je eigenen Weg nach oben.
Sitzend (v.l. n.r.): Nina Defuns; Linus Tschaler; Alessia Janka; Amanda Deplazes; Roman Flepp; Livia Carigiet; Nadja Deflorin; Simon Zurfluh; Alexa Fry
2. Reihe (v.l. n.r.): Rebecca Steger; Alessandro Maissen; Aurelia Albrecht; Mirco Darms; Annalea Venzin; Lara Peng; Alina Hendry; Davide Beer; Jamilé Braga
3. Reihe (v.l. n.r.): Samuel Sossai; Paulina Sawlewicz; Joel Schnellmann; Timo Bundi
4. Reihe (v.l. n.r.): Andriu Defuns; Pietro Jacomet; Florian Zurfluh; Ursin Waldvogel; Simon Blumenthal; Matias Jacomet, Melvin Filli; Riem Coray; Sofia Cerboni
Predigt von Abt Vigeli Monn an der Dank- und Segensandacht «Matura 2015»
Liebe Maturae und Maturi von 2015,
für eine gute Besinnung ist es wichtig, nicht nur an das zu denken, was vor einem liegt. Wer seine Besinnung darauf beschränkt, wird leicht «kurzsichtig». Der übersieht vieles und nimmt nicht richtig wahr, was einen alles für die Zukunft zuversichtlich stimmen kann.
So möchte ich euren Blick zuerst einmal in die Vergangenheit lenken. ... Denkt einmal zurück, an die letzten Jahre. ...
Damals: Ja, wie war das. ... Da kamt ihr, klein und süss, mit grossen Augen, mit Respekt vor den vielen Lehrern und auch mit viel Respekt vor den grossen und erwachsenen Schülern aus der 6. Klasse.
Sechs Jahre liegen dazwischen. Das ist schon ein längerer Lebensabschnitt. Der geht nun zu Ende.
Ihr seid diesen Weg gegangen; ihr habt vieles auf diesem Weg gelernt und erlebt: Ihr habt euch prächtig dabei entfaltet; aus den «Kleinen» und «Süssen» der 1. Klasse sind junge Erwachsene geworden. Es ist euer Weg, der euch manchen Erfolg beschert hat; auf dem ihr zugleich manche Träne vergossen habt. Das alles liegt hinter euch.
- Wenn ihr es recht bedenkt: Ihr seid diesen Weg nicht alleine gegangen.
- Wenn ihr es recht bedenkt: Vieles war nicht nur euer Verdienst.
- Wenn ihr es recht bedenkt: Nicht nur Eltern und Lehrer, Gott selber war euch in all den Jahren vor allem ein wohlwollender Gott und Vater.
Wenn man in dieser Weise zurückschaut, dann kann man mit Zuversicht nach vorne schauen.
Diese Art von Rückschau öffnet Perspektiven: Hat Gott sich nicht sehr grosszügig im Leben einer und eines jeden Einzelnen von euch erwiesen? – Hat er es nicht?
Und wenn er sich so grosszügig erwiesen hat, dann wird er es auch in Zukunft tun; ihr – und wir alle – wir müssen ihn nur hineinnehmen in unser Leben. Wir müssen regelmässig bedenken, dass wir alles, was wir sind und haben, zuerst einmal ihm verdanken, und dann auch diesem Glauben entsprechend leben.
Auch als Lehrer lernt man ja beständig – etwa: bei Schülern nachzufragen, ob sie auch alles verstanden haben.
Erlaubt mir deshalb, hier noch einmal nachzufragen: Habt ihr verstanden, was das heisst, dass wir alles, was wir sind und haben, zuerst einmal Gott verdanken, und dann auch entsprechend diesem Glauben und dieser existentiellen Beziehung, die da besteht, unser Leben gestalten?
Vor diesem Hintergrund wird der eben gehörte Schrifttext ganz aktuell
Der Herr sprach zu Abram – noch heisst er nicht Abraham, diesen Namen gibt ihm Gott erst später, weil er Gott vertraut, ihm uneingeschränkt geglaubt hatte ... Der Herr sprach also zu Abram: «Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.»
Gott sagt ihm nicht: «Zieh in das Land, in dem Milch und Honig fliesst»;
er verspricht keine glänzende Karriere, kein leichtes Leben; er sagt auch nicht: «in das Land Kanaan», er nennt keinen Namen, er sagt nicht: «... geh an die Uni Basel oder an die ETH in Zürich», oder «... geh in das Lehramt» oder «in die freie Wirtschaft», nein, es bleibt einfach bei dem: «Geh in ein Land, das ich dir zeigen will» ... das heisst doch: «Lass dich überraschen», .... «brich erst einmal auf, und dann werden wir gemeinsam gehen». Der Weg ist nicht vorgezeichnet für Abraham.
Es mag ja sein, dass einige von euch bereits ganz konkrete Perspektiven haben. Aber auch dann muss man offen bleiben können für Überraschungen ... «... in ein Land, das ich dir zeigen will», sagt Gott, und nicht: «in das Land, das du dir vorstellst».
Bei aller Planung sollten wir Menschen immer ganz offen bleiben für Gottes Pläne mit uns.
Gottes Pläne sind grösser als unsere Vorstellungen. Es ist ein schönes Wagnis, sich darauf einzulassen und sich dem zu öffnen.
Da bleibt wohl immer ein Stück Ungewissheit, aber zugleich gibt Gott ein Versprechen: «in ein Land, das ich dir zeigen werde».
Das heisst doch: «Du wirst nicht orientierungslos bleiben.» Es wird Wegzeichen geben, Landmarken, und es gibt ein Ziel!
Gott zieht sich nicht zurück aus eurem Leben, auch wenn ihr diesbezüglich Fragen habt nach dem, was eurem Mitschüler widerfahren ist.
Hört auch in Zukunft auf Gottes Wort; erbittet seine Gnade, um die Zeichen und Wegmarkierungen zu erkennen, die er euch schicken wird. Dann werdet auch ihr in der Lage sein, das Land zu finden, das Gott euch zeigen will.
«Abram glaubte Gott.» Viel mehr als seinen Glauben hatte er nicht, als er aufbrach.
Keine Rückversicherung, nichts Konkretes in der Hand, keine Landkarte, keinen Reiseprospekt. ... Er hat sich von Gott tragen und führen lassen.
Und wenn ihr angekommen seid, so denkt ab und zu an die verschiedenen Wegstrecken und an die Begleiter auf diesem Weg. Denkt auch an das GKD, an eure Lehrerinnen und Lehrer. Wir freuen uns, immer von euch zu hören und euch bei einem Besuch hier wiederzusehen. Einstweilen begleiten wir euch mit unseren besten Wünschen und mit unseren Gebeten.